Gestalten und behalten
Tabea stellt leise Hintergrundmusik an. Dann fotografiert sie uns und stellt das Foto und den Bibeltext bei Facebook ein. Der Termin war in der Facebook-Gruppe vorher bekanntgegeben worden. Andere Journalerinnen im Lande können sich jetzt gleichzeitig mit Philipper 4 befassen. Ob es funktionieren wird? Wird ihnen dieser Bibeltext wirklich nahekommen? Vorhin habe ich Beckers gefragt, welchen Unterschied diese Methode bei ihnen macht.
Darauf Tabea: „Ich habe das eigentlich nur deswegen angefangen, um Bibelworte besser behalten zu können. „Wichtig ist, dass man den Inhalt des Wortes versteht. Man will dann ja auch sein Leben danach ausrichten. Es geht mir nicht um den korrekten Wortlaut, sodass ich den Vers aufsagen könnte, sondern dass ich es begreife, auf mich ummünze und dann danach leben kann. Ich kann nicht alle Verse auswendig, die ich mal in meiner Bibel gestaltet habe, aber weiß den Inhalt, weil ich ihn ja richtig vor Augen habe.“
Und in der Journaling-Bibel ist die Begegnung mit dem Wort dann aufbewahrt.
„Wenn ich meine Bibel durchblättere, erinnere ich mich oft an die Situation, in der eine Seite entstanden ist“, erklärt Tabea. „‚Das war doch damals, als es dir so und so ging‘ – und dann erinnere ich mich auch daran, was Gott seitdem getan hat. Das ist dann ein echtes Erlebnis.“
Ich will es noch genauer wissen. Als Theologe interessiert mich, ob man auf diese künstlerische Weise Dinge in der Bibel wahrnimmt, die einem neu sind und die man beim bloßen Lesen so vielleicht nicht gefunden hätte.
Rebecca berichtet: „Ich entdecke Dinge am Bibelwort, die jemand anderes gestaltet hat. Zum Beispiel aus Psalm 34: ‚Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist‘. Als ich das in deiner Bibel“ – sie spricht ihre Mutter an – „gesehen habe, wie du da den Cup-Cake reingeklebt hast, da ist mir erst richtig aufgegangen: Gott will es mich wirklich schmecken lassen. Im Psalm geht es natürlich nicht um Kuchen. Aber die rosa Farbe und diese Bonbons, das hat mir das Schmecken erst richtig gezeigt.“
Während die fünf Künstlerinnen erste Striche in ihre Bibeln zeichnen, schaue ich mich im Atelier um. Einige haben ihre Materialmappe für unterwegs mitgebracht: umfunktionierte iPad-Taschen. Statt Elektronik enthalten sie Papiere, Kartons, Pinsel und Stifte, und natürlich sind sie außen bemalt.