Frei wie die Vögel (Buch - Paperback)

Die Helden von Lübeck – Eine Erzählung gegen das Vergessen

5 Sterne

Frei wie die Vögel (Buch - Paperback)

Die Helden von Lübeck – Eine Erzählung gegen das Vergessen

Am 10. November 1943 wurden in Hamburg vier Geistliche durch das Fallbeil hingerichtet, weil sie öffentlich Stellung bezogen gegen die Verbrechen des Nazi-Regimes. Voller Leidenschaft für die historischen Hintergründe verwebt Ann-Helena Schlüter die vier Biografien erzählerisch miteinander.

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Details

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Artikelinformationen

Artikelbeschreibung

Am 10. November 1943 wurden in Hamburg vier Geistliche durch das Fallbeil hingerichtet. Die katholischen Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink hatten öffentlich Stellung bezogen gegen die Verbrechen des Nazi-Regimes.
Voller Leidenschaft für die historischen Hintergründe verwebt Ann-Helena Schlüter die vier Biografien der Lübecker Märtyrer erzählerisch miteinander. Ein Roman voller tiefer Emotionen, eine Geschichte voller Hoffnung im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.

 

Stimmen zum Produkt
  • 5 5
    Ann-Helena Schlüter hat einen bemerkenswerten Stil und großes Talent.
    Sebastian Fitzek, Autor

    Obwohl es zum Leben und Zeugnis der Lübecker Märtyrer Dokumente, Briefe und Zeitzeugenaussagen gibt, ist trotzdem vieles nicht bekannt, und diese Lücken füllt Ann-Helena Schlüter mit ihrem Einfühlungsvermögen: Frei wie die Vögel - vor unserem inneren Auge sind wir mit dabei, in der Küche des Pfarrhauses, bei den Begegnungen und Gesprächen, in den Gefängniszellen und auf den letzten Metern zum Fallbeil.
    Jochen Proske, Referent Erzbischöfliche Stiftung Lübecker Märtyrer

    KEINE WOLKE FÄLLT TIEFER ALS BLAU
    Dieser Vers aus einem Gedicht von Ann-Helena Schlüter fasst metaphorisch zusammen, was ihre Texte generell intendieren: die Idylle der Natur seitenverkehrt, also aus ihrer eigenen Negation heraus zu betrachten und damit auch auf das Vergängliche der menschlichen Existenz hinzuweisen. Ihr gelingen überraschende poetische Brüche und Neuordnungen in der Betrachtung alles scheinbar Bekannten, verbunden mit einem sicheren Gefühl für Rhythmus und lyrische Form. Ihre Gedichte sind bildhaft, halluzinativ, wie im Rausch, sind Klang, Musik übersetzt, ein staunender Blick auf eine Welt mit Rissen.
    Kurt Drawert, Schriftsteller / Zentrum junge Literatur Darmstadt

    Ann-Helena Schlüter ist eine schwedisch-deutsche Autorin mit besonderer Stärke in Lyrik, sehr schönem, zarten, großartigem, dichtem lyrischen Erzählen in der Prosa, ausdrucksstarken Bildern, sie schafft Zugang zu verborgenen, inneren Räumen, reißt Sehnsüchte auf, zeigt das Reden, Säuseln, Kichern ihrer Figuren: wunderbare Literatur auf hohem Niveau, nie abgehoben, immer ganz "bei uns". Ihre Texte sind beeindruckende Kunstwerke und Kleinode.
    Christian Meyer, Basel, Chef-Lektorat Brunnen Fontis Verlag Schweiz

    Ann-Helena Schlüter ist eine raffinierte Autorin und Lyrikerin, mit der Grabbe wohl seine Freude gehabt hätte. Sowohl in ihrem lyrischen Schaffen als auch in ihrer Prosa nimmt sie die LeserInnen auf einen semantischen Parforce Ritt mit. Sie spielt mit der Sprache, tanzt mit Bedeutungen und Anspielungen Menuett und verschiebt so scherzando die sprachlichen Grenzen von Welt. Ihre Texte wirken vordergründig konventionell entwickelt, offenbaren aber in ihrer tieferen Bedeutung ein ironisch dekonstruktivierendes Fangball-Spiel mit der Wirklichkeit und stellen damit die - als objektiv postulierte - Verbindlichkeit sprachlich fassbarer Wahrheit in Frage.
    Für mich ist Ann-Helena Schlüter eine Autorin, von der aufgrund ihrer Intelligenz, ihrer Sprachgewalt und ihrer poetischen Kompetenz noch einiges zu erwarten ist.
    Dr. Reinhard Kacianka, Klagenfurt, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich

    Bilderreiche, plastische, sehr schöne Sprache, dazu unterhaltsam - die Geschichten entstehen regelrecht vor dem inneren Auge, wenn Ann-Helena schreibt. Großes schriftstellerisches Talent mit guten, mit wichtigen Texten!
    Hagen Kunze, Autor und Musikwissenschaftler

    Bei den Recherchen zu einer neuen Publikation über das künstlerisch-kreative, non-lineare Denken bin ich auf die Musikerin und Poetin Ann-Helena Schlüter gestoßen.
    Es hat sich ein umfangreicher, spannender Dialog der Ansichten und Argumente entwickelt, bei dem ich auch einen tieferen Einblick in die musikalische Interpretation und die assoziative Lyrik von Ann-Helena gewinnen konnte.
    Diese Künstlerin ist nicht nur bemerkenswert kreativ und lyrisch, sondern auf eine intensive Art reflexiv. Sie sieht die in ihr liegenden und aus ihr entsteigenden Klänge und Worte im Zusammenhang mit ihrer Freude am Leben, ihren Werten, ihrem Glauben und ihrer hohen Motivation. Diese Weit-Sicht, Ein-Sicht und Zuver-Sicht wiederum prägt ihre künstlerisch-kreative Arbeit auf sehr beeindruckende Weise.
    Michael Weisser, Medienkünstler, Autor
Zusatzinformationen
  • ISBN: 9783775158657
  • Auflage: 23.08.2018
  • Seitenzahl: 288 S.
  • Maße: 13,5 x 21,5 x 2,4 cm
  • Gewicht: 403g
  • Sachgebiet: Erzählungen/Romane

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Bewertungen

  • 4/5 Sterne

    Wie könnten wir schweigen?

    von
    1943 werden vier Geistliche aus Lübeck vom Regime der Nationalsozialisten hingerichtet. Der Grund: Sie hatten öffentlich Stellung gegen die Verbrechen der Nazis bezogen und junge Leute zum Nachdenken aufgefordert. In diesem Buch wird ihre Geschichte erzählt, Fakten verwoben zu einem Roman. Wie sahen ihre letzten Monate, Tage und Stunden wohl aus? Was dachten sie, als sie in ihrer Zelle auf die Hinrichtung warteten?
    Ein sehr erschütterndes Buch über vier Männer, die angesichts von Ungerechtigkeit, Leid, Willkür und ungeheuerlicher Verbrechen nicht länger schweigen konnten. Ich muss zugeben, dass ich diese vier Namen vor der Lektüre des Buches noch nie gehört hatte. Dennoch reihen sie sich ein unter vielen weiteren, bekannteren Namen. Ihr Mut und Einsatz steht dem in nichts nach. Es ist sehr beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, historische Fakten und reale Persönlichkeiten mit erfundenen Geschehnissen und Dialogen zu einem authentischen Roman zu verknüpfen. Ja, man denkt man beim Lesen: Genau so hätte es sehr gut gewesen sein können. Die Beweggründe der vier jungen Pfarrer, ihre Gedanken, Ängste und Sorgen werden hervorragend dargestellt. Ihre seelischen Reifeprozesse und auch ihre Taten lassen einen nachdenklich zurück. Wie so oft bei Büchern zu dieser Zeit, stellt sich auch hier die Frage: Wer von uns hätte den gleichen Mut bewiesen? Oder wer hätte eher geschwiegen? Einer der vier jungen Männer bringt es auf den Punkt: Wie könnten wir schweigen? Sehr eindrücklich empfinden sie es als ihre christliche, aber auch menschliche Pflicht, zu handeln.
    Einen kleinen Abzug muss ich dem ansonsten wirklich sehr gelungenen Roman geben: Teilweise werden Fakten aus dem Leben der jungen Kapläne zu oft wiederholt. Auch die Unterhaltungen zwischen ihnen wirken an manchen Stellen ein wenig hölzern. Da sagt einer was, und der andere geht überhaupt nicht darauf ein. Das ist vielleicht der Kürze des Buches geschuldet, hat mich aber beim Lesen das eine oder andere Mal stutzig werden lassen. Die Autorin hat eben versucht, möglichst viele Gedanken in den geschilderten Gesprächen unterzubringen.
    Insgesamt kann ich das Buch nur weiterempfehlen, als Roman genau so wie als historisches Zeugnis, das zum Nachdenken anregt und vier mutigen jungen Männern ihren Respekt zollt.
  • 5/5 Sterne

    von
    „...Unser Krieg ist gut. Es geht um Säuberung, um Reinigung, um die dringende Reinhaltung des Blutes! Alles ,was rein ist, tut auch Ihnen gut!...“
    Am 10. November 1943 werden vier Männer aus Lübeck hingerichtet. Drei von ihnen sind katholische Geistliche, der vierte gehört der evangelischen Kirche an. In dem Buch erzählt die Autorin das Geschehen der Jahre 1941 bis 1943 in einer spannenden Romanhandlung.
    Nach einem Vorwort von Prof. Heike Henning erläutert die Autorin im Prolog, was sie bei der Recherche zum Buch erlebt und erfahren hat. Dann folgen kurze Biografien von Johann Prassek, Eduard Müller, Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink.
    Anschließend beginnt die eigentliche Romanhandlung. Dabei fallen zwei Dinge besonders ins Auge. Die einzelnen Kapitel sind nicht chronologisch aneinandergereiht und der Schriftstil variiert zum einen für die Person, aber auch für den Inhalt.
    Jedes Kapitel beginnt mit zwei Originalzitaten und der Datumsangabe. Das Eingangszitat bezieht sich auf Eduard. Vertreter des Staates versuchen, ihn als Jugendleiter für die Hitlerjugend zu gewinnen. Er lehnt ab.
    Ganz anders klingt es, wenn die Autorin mich an den Gedanken von Hermann Lange in seiner Zelle teilnehmen lässt.
    „...Die weißen Stunden bewegen sich langsam und leise, wie auf Zehenspitzen oder mit geräuschlosen, dicken Pantoffeln. Als wären meine Ohren mit Watte verstopft. Ich höre die Stille und höre mein Herz. Ich atme. Ich lebe...“
    Die Autorin gestaltet den Roman wie ein Musikstück oder ein Gemälde. Sie blättert immer andere Facetten des Geschehens auf. Einmal gibt es tiefgehende Diskussionen der Männer in der Küche des Pfarrhauses. Im nächsten Moment unterhält sich Johannes mit polnischen Zwangsarbeitern und bringt ihnen Essen, obwohl das verboten ist. Ab und an machen sie wohlmeinende Gemeindemitglieder auf die Gefahren aufmerksam. Manchmal gehen die Gedanken der Vier zurück in die Vergangenheit. Ich erfahre Ereignisse aus der Kindheit und dem Studium.
    Häufig wird der christliche Glaube den Glaubenssätzen des Naziregimes gegenübergestellt. Dabei stellt sich heraus, dass das Gift der neuen Ideologie bis in die eigene Gemeinde reicht. Ein Gedanke Johannes` ist auch heute wieder aktuell:
    „...Man konnte doch sein Land lieben und dennoch oder gerade deswegen gastfreundlich sein...“
    Nach der Bombardierung Lübecks und der Wende im Krieg wird es für die vier Männer lebensgefährlich. Sie werden zeitgleich verhaftet. Der Prozess ist eine Farce. Letzterer ist zwar nicht Thema des Buches, wird aber durch den Aussagen der Rechtsanwälte und die Gedanken der Inhaftierten mehrmals angesprochen. Sehr behutsam gibt die Autorin die letzten Stunden wieder. Es ist eine Zeit der Hoffnung, aber auch der Angst, nicht der Angst vor dem Tod, denn mit dem Leben hier auf Erden haben sie abgeschlossen, aber der Angst vor dem Moment des Sterbens.
    Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat damit vier Männern ein Denkmal gesetzt, die bereit waren zu ihrem Glauben und ihrer Menschlichkeit auch in finsterer Zeit zu stehen.
  • 5/5 Sterne

    von
    Ein ergreifendes Buch über das Schicksal von vier Männer, die sich aufgrund ihres Glaubens gegen das Terrorregime gestellt haben.
    "Frei wie die Vögel" von Ann-Helena Schlüter ist im SCM Verlag 2018 erschienen, als eine literarische Aufarbeitung des Wirkens der vier Lübecker Märtyrer.
    Die vier evangelischen und katholischen Geistliche Johann Prassek, Eduard Müller, Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink wurden nach langer Haft am 10. November 1943 in Hamburg hingerichtet, weil sie in Wort und Tat gehen die Verbrechen des Nazi-Regimes aufgestanden waren.
    Es werden die letzten drei Jahre ihres Leben geschildert unter Einbeziehung von Briefen und Aufzeichnungen die zum Teil unter Lebensgefahr aus dem Gefängnis geschmuggelt wurden.
    Das Buch richtet sich an alle, die nachempfinden wollen, was diese Männer und ihre Helfer angetrieben haben. Die Autorin stellt die innere Kraft der Männer dar, die aus dem festen Glauben und der Gewissheit sich speiste, dass alle Menschen die gleichen Rechte habe.
    Das Buch beginnt mit einer Einleitung, in der auf die Unterstützer der Vier hingewiesen wird, als nächstes sind vier Kurzbiografien der Geistlichen zu finden. Nun wird in chronologischer Reihenfolge der Ablauf bis zur Hinrichtung erzählt. In diese sind Kapitel mir den Gedankengänge aus der Haft der Männer eingestreut.
    Die Wesenszüge der Vier werden deutlich gemacht, in dem ihre Herkunft und Prägung dargestellt wird, sowie an Hand der Begegnungen mit den Opfern, Mitläufern und Helfern des Staates.
    Die Vier versuchten sich nicht vom Regime vereinnahmen zu lassen und selbstständig zu denken und den Gedanken hilfreiche Taten folgen zu lassen.
    Die Vier haben den Weg nicht mit dem Vorhaben begonnen sich hinrichten zu lassen, aber jeder Schritt, den sie machten, hatte Konsequenzen und diesen sind sie nicht ausgewichen, bis zuletzt.
    Das alles wird für den Leser nachvollziehbar. Die Personen, auch die Nebenfiguren erhalten eine Substanz, die auch ihre inneren Beweggründe transparent werden lässt.
    Ich bin sehr froh das Buch gelesen zu haben, es hat mich tief bewegt.
    Jeder, der mehr über diese aufrechten Menschen erfahren möchte und diese nicht nur über die bekannten Fakten kennenlernen möchte, sondern auch in dieser literarisch aufbereiteten Version der Ereignisse, sollte dieses Buch lesen.
  • 5/5 Sterne

    Ein ergreifendes Buch über das Schicksal von vier Männer, die sich aufgrund ihres Glaubens gegen das Terrorregime gestellt haben.

    von
    "Frei wie die Vögel" von Ann-Helena Schlüter ist im SCM Verlag 2018 erschienen, als eine literarische Aufarbeitung des Wirkens der vier Lübecker Märtyrer.

    Die vier evangelischen und katholischen Geistliche Johann Prassek, Eduard Müller, Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink wurden nach langer Haft am 10. November 1943 in Hamburg hingerichtet, weil sie in Wort und Tat gehen die Verbrechen des Nazi-Regimes aufgestanden waren.

    Es werden die letzten drei Jahre ihres Leben geschildert unter Einbeziehung von Briefen und Aufzeichnungen die zum Teil unter Lebensgefahr aus dem Gefängnis geschmuggelt wurden.

    Das Buch richtet sich an alle, die nachempfinden wollen, was diese Männer und ihre Helfer angetrieben haben. Die Autorin stellt die innere Kraft der Männer dar, die aus dem festen Glauben und der Gewissheit sich speiste, dass alle Menschen die gleichen Rechte habe.

    Das Buch beginnt mit einer Einleitung, in der auf die Unterstützer der Vier hingewiesen wird, als nächstes sind vier Kurzbiografien der Geistlichen zu finden. Nun wird in chronologischer Reihenfolge der Ablauf bis zur Hinrichtung erzählt. In diese sind Kapitel mir den Gedankengänge aus der Haft der Männer eingestreut.

    Die Wesenszüge der Vier werden deutlich gemacht, in dem ihre Herkunft und Prägung dargestellt wird, sowie an Hand der Begegnungen mit den Opfern, Mitläufern und Helfern des Staates.
    Die Vier versuchten sich nicht vom Regime vereinnahmen zu lassen und selbstständig zu denken und den Gedanken hilfreiche Taten folgen zu lassen.
    Die Vier haben den Weg nicht mit dem Vorhaben begonnen sich hinrichten zu lassen, aber jeder Schritt, den sie machten, hatte Konsequenzen und diesen sind sie nicht ausgewichen, bis zuletzt.

    Das alles wird für den Leser nachvollziehbar. Die Personen, auch die Nebenfiguren erhalten eine Substanz, die auch ihre inneren Beweggründe transparent werden lässt.

    Ich bin sehr froh das Buch gelesen zu haben, es hat mich tief bewegt.

    Jeder, der mehr über diese aufrechten Menschen erfahren möchte und diese nicht nur über die bekannten Fakten kennenlernen möchte, sondern auch in dieser literarisch aufbereiteten Version der Ereignisse, sollte dieses Buch lesen.
  • 4/5 Sterne

    Dem Gewissen verpflichtet - bis zuletzt

    von
    "Gegen das Vergessen" steht im Untertitel dieses Buches. Wir lesen heute viel von den Verfolgten in islamischen oder totalitär regierten Ländern. Aber dass die schreckliche Verblendung durch den Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert möglich war, hat mich erneut tief erschüttert. Das Buch von Ann-Helena Schlüter zeichnet mit feiner Hand nicht nur die Ereignisse nach, die schlussendlich zur Hinrichtung der vier Pfarrer führte. Ein-malig ist der Blick in die Kämpfe, die sich in den Todeskandidaten abgespielt haben müssen. Wie erlebt ein Geistlicher die letzten Stunden vor der Hinrichtung? Welche Zweifel befallen selbst einen begnadeten Theologen angesichts einer Kirche, die sich von ihrem eigentlichen Auftrag verabschiedet hat und das menschenverach-tende System des Nationalsozialismus unterstützt?
    Neu war für mich, dass die Nazis nicht nur Juden verfolgten, sondern auch Ausländer. Unter dem Begriff "lebensunwertes Leben" wurde die Bevölkerung in "Menschen" (sprich Deutsche) und "Untermenschen" eingeteilt. Zur zweiten Gruppe gehörten unter anderem auch "Zwangsarbeiter" aus dem besetzten Polen, die unentgeltlich für ihre Feinde arbeiten mussten. Den Pfarrern war es nicht nur untersagt, ihnen praktische Hilfe zu-kommen zu lassen, sie durften nicht einmal mit ihnen Kontakt aufnehmen. Aber auch Jugendgruppen und Diskussionsabende waren für die Gestapo verdächtig. Alles sollte in die "Hitlerjugend" integriert werden, damit die Indoktrination der nächsten Generation schon früh einsetzen konnte.
    War es schon schlimm genug, dass im "Dritten Reich" zwischen "Herrenrasse" und "Untermenschen" unter-schieden wurde: der eigenen Bevölkerung wurde auch vorgeschrieben, mit wem sie sich treffen durften und wen sie meiden mussten. Hinzu kam eine haarsträubende, willkürliche Rechtsprechung. Im Prozess gegen die vier Geistlichen aus Lübeck stand das Urteil schon zu Beginn der Verhandlungen fest. Während des Plädoyers der Verteidigung lasen die Richter demonstrativ die Zeitung. Die Chancen für ein günstigeres Urteil lagen bei null.
    Typisch für dieses Buch sind seitenlange Überlegungen der vier Geistlichen. In intensiven Diskussionen im Pfarrhaus loteten sie die Möglichkeiten aus, die ihnen in dem engen Spielraum blieben, den ihnen die Regie-rung noch offenliess. Lohnt sich der aktive Widerstand oder sind illegale Aktionen im Untergrund wirkungsvol-ler? Soll man vor einem totalitären System einfach resignieren und kuschen oder neue, gefährliche Wege be-schreiten, um Bedürftigen zu helfen? Für meine Begriffe sind diese Abschnitte etwas zu lang geraten, auch wenn sie einen tiefen Einblick in die ausweglose Situation von aktiven Christen in einem totalitären Regime ge-ben. Für die vier Geistlichen führte ihr Widerstand ins Gefängnis und später zur Hinrichtung. Hat es sich trotz-dem gelohnt? Die Frage bleibt offen, bis der höchste Richter einmal sein Urteil sprechen wird – zugunsten derer, die Barmherzigkeit geübt haben.
    Es ist ein spezielles Buch. Else Pelke, die selber schon ein Buch über die vier Märtyrer geschrieben hatte, ist begeistert. Sie schreibt: "Ann-Helena Schlüter hat einen Typ von Buch geschrieben, das in keine der bekann-ten literarischen Kategorien hineinpasst. Es verschmelzen reale Figuren und geschichtliche Fakten mit fiktiven Schilderungen, auf suggestiv-eindringliche Weise geschrieben, besonders die seelischen Befindlichkeiten und spirituellen Reifungsprozesse (…) sind grandios nachempfunden." Ich teile diese Einschätzung voll und ganz.
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