Während Staffel eins und zwei trotz biblischer Motive zuweilen noch wie ein Prolog für die kommenden Ereignisse wirkten, startet Nummer drei mitten im Geschehen. Der Beginn der Bergpredigt wurde am Ende von Staffel zwei als Cliffhanger gestaltet, jetzt hören Zuschauer und Jünger Jesus endlich reden und die Auswirkungen nehmen direkten Einfluss auf den Fortgang der Handlung. Neben wie gewohnt gelungen Dialogen zeigt sich hier, dass das Team um Regisseur und Showrunner Dallas Jenkins auch mit Massenszenen umgehen kann, denn davon gibt es gleich mehrere zu sehen.

Vermehrt werden auch Wunder gezeigt wie die Brotvermehrung oder das Wandeln auf dem Wasser, doch zum Effektspektakel verkommt trotzdem keine der neuen Folgen. Wie zuvor stehen die Auswirkungen von Jesu Wirken auf die Lebenswelt der Figuren im Vordergrund, was auch dazu führt, dass der Messias selbst sowie andere zentrale Protagonisten zeitweilig gar nicht auftauchen. Das führt zu kleineren Längen und Momenten, in denen eher das Umfeld der Figuren weiter erkundet wird, als dass die Handlung sichtbar voranschreitet, insbesondere wenn sich die Jünger vorläufig in alle Himmelsrichtungen zerstreuen, um selbst zu predigen.

Gerade dann werden jedoch Dinge vorbereitet, die Kennern der biblischen Vorlage so manchen "Aha"-Effekt bescheren, denn Figuren, die im Bibeltext höchstens als Randnotiz mit Namensnennung vorkamen, erscheinen plötzlich als nachvollziehbare Charaktere mit ganz eigenen Motiven, Sehnsüchten, Lebensgeschichten. Eine der für mich sympatischsten Figuren in dieser Staffel ist ausgerechnet Judas, eine Figur die in den meisten anderen Jesusverfilmungen sonst nur als Eiferer oder Schurke dargestellt wird. Die Ausarbeitung seines Charakters deutet früh an, wo die Reise hingeht, so hat er etwa Geschick im Umgang mit Geld und im Immobiliengeschäft. Ebenso wird klar, welche bisher namenlose biblische Figur Gaius darstellt, der außerdem ausgerechnet Simon noch etwas zum Thema Toleranz beibringt; trotz massiver Unterschiede zwischen Römern und Juden.

Mit dem steigenden Produktionsbudget hat sich auch die Ästhetik der Serie deutlich weiterentwickelt. Die Optik ist oft "filmischer", die Sets größer, die Raumwirkung besser. Das täuscht zwar nicht darüber hinweg, dass noch immer viele Dinge zu neu und glatt aussehen als dass man hier wirklich ein Fenster in die Antike geöffnet hätte, aber die Richtung stimmt. Für die erzählte Geschichte mag diese Beobachtung trivial erscheinen, für ein Publikum, das aufwendige Monumentalfilme aus dieser Epoche gewohnt ist, kann eine entsprechende Annäherung an deren Aussehen aber durchaus überzeugender wirken.

Mit dem Ausblick in Richtung Zukunft deutet sich eine spannende vierte Staffel an, in der weitere Figuren und Situationen abgearbeitet werden dürften; vom Schicksal des Lazarus bis hin zum Einzug in Jerusalem. Am Ende von Staffel drei wird übrigens ein gewisser römischer Statthalter eingeführt, dem Jesus im späteren Verlauf der Geschichte noch begegnen wird. Selbst im Vergleich zu Jesus wirkt dieser Pilatus jedoch wie ein unerfahrener Jungspund im gefühlten Alter von kaum dreißig Jahren, dem kein Imperator eine der unruhigsten Provinzen dieser Gegend anvertraut hätte.

Bonusmaterial: Weihnachtsfolge "Die Boten", Kurzfilm "Der Hirte", Trailer

Auch die dritte Staffel ist wieder sehr gut gelungen. Jede Folge ist ungefähr eine Stunde lang und somit etwas länger als die Folgen der vorherigen Staffeln. Wir freuen uns jetzt schon auf die Fortsetzung.

Da ist sie, die Staffel 3 auf Deutsch. Ach wie freu ich mich drauf. Ich habe die neuen 8 Folgen bereits in der App auf Englisch gesehen und mit meinem klassischen Schulenglisch auch so 90-95% verstanden. Jetzt (bald) auf Deutsch, kann ich dann auch den Rest noch verstehen. Die 8 Folgen sind alle +- 60 Minuten lang, also noch einmal deutlich länger als in Staffel 1 und 2. Ebenso lässt sich auch gut die Weiterentwicklung der Serie sehen. (Mehrere Teile / Staffeln weltlicher Filme und Serien fangen ja meistens stark an und werden von Staffel zu Staffel immer schwächer. Bei The Chosen lässt sich dieser Trend nicht bestätigen, viel eher: Stark begonnen und noch stärker weiterentwickelt!)

Nun aber zum Inhalt von Staffel 3, der sich ebenfalls weiterentwickelt und einen (/mich) Emotional voll getroffen hat. Meine emotionalen Highlights der Staffel sind z.B. die Bergpredigt, die Aussendung der Jünger, das Gespräch mit Little James, die Speisung der 5000, die Geschichte rund um Eden, die Heilung der Frau mit dem Blutfluss und nicht zu Letzt das Grande Finale (#nospoiler! ;) allein dafür lohnt es sich schon die DVD/Bluray zu holen)