Als Nicola Vollkommer, geborene Sperry, ein Jahr alt ist, wandern ihre Eltern mit ihr und ihrer ein Jahr älteren Schwester von England nach Nigeria aus. Ihr Vater ist Brite und ihre Mutter kommt aus Pommern. „Mein Vater arbeitete in Bukuru als Finanzberater für ein englisches Unternehmen. Wir wuchsen in Afrika zwischen Missionarskindern auf. Meine zwei Schwestern und ich waren immer draußen, rannten barfuß herum und kletterten auf Bäume. Fast wie Pippi Langstrumpf, mit zwei Pferden, aber ohne Äffchen. Es war eine schöne Zeit.“
Doch mit sieben Jahren muss Nicola lernen, dass das Leben nicht immer Sonnenschein ist. Aus schon länger schwelenden Unruhen im Land entsteht 1967 ein Bürgerkrieg. Auch die Engländer werden zur Zielscheibe. „Eine Nacht war es so schlimm, dass nicht klar war, ob wir als Familie überleben würden. Ich hörte, wie auf der Straße Menschen umgebracht wurden“, erinnert sich Nicola. „Meine Eltern blieben aber sehr ruhig, immer voller Gottvertrauen. Sie waren mir ein großes Vorbild. Ich habe in der Zeit gelernt, wie zerbrechlich das Leben ist. Und dass man möglichst schnell ganze Sache mit Gott machen sollte.“
Zu sehen, wie grausam Menschen sein können, prägt Nicola. „Ich denke, wir sind alle voller Niedertracht in unseren Herzen. Jeder ist in bestimmen Umständen zu den schlimmsten Handlungen fähig. Es sind nicht nur die anderen, sondern auch wir. Diese Brücke zu schlagen, tut weh. Das zeigt mir, warum Jesus kommen musste. Wir sind rettungsbedürftig. Dass Jesus für mich ans Kreuz gegangen ist, haut mich um“, sagt sie.
Nicola Vollkommer – eine beeindruckende Frau, Mutter, Lehrerin und Autorin
Nicola Vollkommer wuchs mit zwei Schwestern, ihrer deutschen Mutter Hella Inge Roswitha Taucher und ihrem Vater Roy Edward Sperry, der britischer Finanzberater war, in Afrika auf.
Eigentlich plante die Familie nur einen zweijährigen Aufenthalt in Nigeria. Doch dann wurden daraus 20 Jahre – eine abenteuerliche, bunte Zeit. Zwischen die Fronten eines Bürgerkriegs geraten, erlebte die Familie traumatische Ereignisse, die ihrer Liebe zu Afrika jedoch keinen Abbruch tat.
Viel schlimmer war für die Mädchen dagegen die Rückkehr nach England in ein Internat, wo sie mit einem heftigen Kulturschock zu kämpfen hatten. Der einzige Trost blieb die Aussicht auf regelmäßige Ferien in Nigeria.
Nach Abschluss ihrer Schulzeit studierte Nicola Französisch und Deutsch an der Universität Cambridge. Anschließend besuchte sie eine Jüngerschaftsschule und absolvierte dann ein Auslandsjahr für ihr Deutschstudium in Tübingen. Hier lernte sie Helmut Vollkommer kennen, der Biologie und Chemie für das Lehramt studierte. Das Paar heiratete im August 1982 und zog nach Reutlingen. Die „Christliche Gemeinde Reutlingen” begann als kleiner Hauskreis in ihrem Wohnzimmer, Helmut Vollkommer ist auch heute noch als Pastor und Leiter der Freikirche aktiv.
Neben ihren Aufgaben als Mutter von vier inzwischen erwachsenen Kindern und ihrer Mitarbeit in der Gemeinde, unterrichtet Nicola Musik und Englisch an der Freien Evangelischen Schule Reutlingen.
»Schon als Kind liebte ich Geschichten, in denen Charaktere, die sich auf der Schattenseite des Lebens befinden, Widrigkeiten überwinden und zu Helden werden!
Solche Geschichten schlummern schon die ganze Zeit in meiner Fantasie – und die Möglichkeit, eine davon auf Papier zu bringen, hat mich echt gefreut!«
Nicola Vollkommer wirft in ihren neuen Büchern einen tiefen Blick in die Bibel auf vier Frauen des Alten Testaments, die alle eine Nebenfigur zu sein schienen – doch Gott hat gerade sie erwählt, um Geschichte mit ihnen zu schreiben ... Wie oft fühlen wir uns in unserem eigenen Leben wie eine Nebenfigur? Unwichtig, ausgegrenzt, vielleicht sogar ungewollt oder verzweifelt? Ein Blick auf diese Frauen der Bibel zeigt: Das geht nicht nur uns manchmal so, sondern die Bibel ist voll von diesen Geschichten. Nicola Vollkommer schreibt darüber, wie Gott uns beruft – egal, wie wir uns gerade fühlen, wo wir gerade stehen, ja, sogar egal, welche Fehler wir machen. Es wird deutlich: Gott ist es, der unserem Leben Bedeutung gibt.
Wie wird Gott in meinem Leben sichtbar?
An ihren Früchten werdet ihr meine Jünger erkennen, sagt Jesus im Matthäusevangelium. Welche Früchte meint er? Wie schmecken sie? Wonach schmeckt Gott? Und wie kann dieser Geschmack in meinem Leben zunehmen?
Nicola Vollkommer widmet sich der bekannten Stelle aus Galater 5,22, in der Paulus die Frucht des Geistes zusammenfasst. Gespickt mit vielen Beispielen aus dem Alltag wird es praktisch für mein eigenes Christsein. Alles dreht sich um die Frage: Wie kann ich dem Geber aller guten Gaben mehr Raum geben, damit seine Frucht einen guten Nährboden in mir findet?
Lassen Sie sich einladen, die Frucht des Geistes neu zu entdecken!
»Wenn dagegen der Heilige Geist unser Leben beherrscht,
wird er ganz andere Frucht in uns wachsen lassen:
Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.«
Galater 5,22
Vom Wunsch dazuzugehören
Jeder kennt Situationen, in denen er sich allein fühlt, ausgeschlossen oder unerwünscht. Alle scheinen sich bestens zu unterhalten und lachen gemeinsam – nur Sie stehen irgendwie herum. Ein Schüler kommt in eine neue Klasse, die sich seit Jahren kennt – er hat das Gefühl dort fehl am Platz zu sein. Eine schmerzhafte, aber auch Stückweit normale Erfahrung. Auch Nicola Vollkommer erlebt solche Momente in ihrem Alltag. Menschen sind Herdentiere und wollen dazugehören.
Seit Eden, der verlorenen Idylle ist es normal, dass wir uns entwurzelt fühlen. Doch wir sind angenommen, aufgehoben. Denn Gott flüstert in die Einsamkeit! Er lädt jeden von uns in die Wärme seines Hauses ein und lebt uns vor, wie wir mit Ablehnung, Verletzungen, Missachtung umgehen und echte Freundschaften leben können.
»Es gibt tief im menschlichen Herzen einen Schrei nach Zugehörigkeit, auf den nur Gott selbst eine Antwort hat.«
(aus: Vom Wunsch, dazuzugehören)
Vom Glauben enttäuscht?
Es gab eine Zeit in Nicola Vollkommers Leben, wo der Glaube nicht mehr leicht und erfüllend war. Sie war enttäuscht und getäuscht worden, vor allem von anderen Christen. Zweifel machten sich breit, ob die gute Nachricht wirklich so gut ist, oder nicht doch eher eine Aufforderung zur mühevollen Pflichterfüllung.
Dann nahm die Pastorenfrau die Bibel in die Hand und begann zu lesen. Und dabei entdeckte sie, dass Gott von seinen Nachfolgern nicht erwartet, dass sie immer alles richtig machen. Statt dessen bereitet er immer wieder einen Tisch für sie vor, im Angesicht ihrer Feinde, mitten in der Wüste, am See nach einer Nacht des Verrats. Er sucht die Beziehung zu ihnen, die sich am besten bei einem gemeinsamen Essen leben lässt.
„Endlich halte ich dieses kostbare, wundervolle Buch meiner lieben Freundin und ‚Künstlerin am Wort und im Glauben‘ in den Händen. Schon nach den ersten Sätzen war ich berührt und Tränen kullerten über mein Gesicht. Ich gratuliere Dir, liebe Nicola, zu deinem neuen Buch. Es ist so tief, ehrlich, erfrischend.“ (Schwester Teresa Zukic)
»Es gab eine Festtafel, bevor es eine Steintafel gab. Ein Tisch wurde gedeckt, bevor ein Auftrag erteilt wurde.
Diener Gottes wurden zuerst gesättigt, dann ausgesandt.
Die Anbetung kam vor der Arbeit. Die Beziehung vor den Befehlen.«
(aus: Leben am reich gedeckten Tisch)
Alle Bücher von Nicola Vollkommer
Sie ist in England geboren, in Nigeria aufgewachsen und lebt heute im Schwabenländle. So vielseitig wie ihre Wohnorte sind auch Nicola Vollkommers Berufe als Lehrerin, Autorin und Rednerin. Erika Weiss hat die 62-Jährige besucht.
Wer zu Nicola Vollkommer fährt, bekommt erst mal Bäume und Berge zu sehen, so weit das Auge blicken kann. Seit Sommer 2021 wohnt sie mit ihrem Mann in Bad Urach, einem 12.000-Einwohner- Städtchen am Fuße der Schwäbischen Alb, etwa 60 Kilometer südlich von Stuttgart. „Unser Haus in Reutlingen wurde uns einfach zu groß. Wir haben es an unsere jüngste Tochter verkauft. So bleibt es wenigstens in der Familie, gell?“, sagt die gebürtige Engländerin mit einem leichten schwäbischen Akzent.
Sie steht in ihrem Wohnzimmer – ein lichtdurchfluteter Raum mit offener Küche – und deutet auf einen Erker: „Das ist meine Lieblingsecke.“ Hier sitzt sie gern, schaut in die Natur, liest ein Buch oder denkt nach. Auch über ihre Pippi-Langstrumpf- Kindheit in Westafrika.
Der viel zu frühe Tod ihrer Mutter bleibt nicht das einzige Erlebnis, das Nicola sehr zu schaffen macht. Ihre erste Tochter kommt zwölf Wochen zu früh auf die Welt. Sie kämpft um ihr Leben – und schaff t es auch. „Es kam eins nach dem anderen. Aber ich dachte, ich habe genau zwei Möglichkeiten: Entweder ich verbittere oder ich hänge mich an Gottes Kittel und gehe mit ihm durch diese Krise“, erzählt Nicola. Nach zwei Jahren in England zieht die mittlerweile vierköpfige junge Familie nach Reutlingen.
Inspiriert vom biblischen Modell der familiären Hausgemeinden, treffen sich die Vollkommers mit anderen jungen Christen zu Wohnzimmer-Gottesdiensten. Die kleine Hausgemeinde wächst und wächst. Helmut, der eigentlich Biologie und Chemie auf Lehramt studiert hat, geht in seiner Rolle als Prediger auf. „Wir hatten nie vor, eine Gemeinde zu gründen, denn wir fanden, dass wir nicht kompetent genug dafür waren – auch wenn der Wunsch schon da war. Die Gemeinde ergab sich mehr oder weniger. Wir haben dann ein Gebäude gekauft. Ich habe mich viel in der Kinder- und Frauenarbeit eingesetzt.“
Nicht nur die Gemeinde wächst, sondern auch die Familie. Die zwei Vollkommer-Geschwister bekommen noch einen Bruder und eine Schwester. Als Nicolas älteste Tochter ihre Grundschulzeit fast hinter sich hat, fragt eine Lehrerin, ob Nicola als Lehrerin an der Schule arbeiten möchte. Seitdem unterrichtet sie dort. „Ich liebe die Arbeit mit Kindern. Das macht bodenständig. Mittlerweile habe ich meine Stunden aber stark reduziert und mache nur Vertretungsarbeit.“
Nicht nur ihre Eltern sind ihr ein großes Vorbild im Glauben, sondern auch die Missionare, die in der Nachbarschaft leben. „Das waren richtige Helden! Sie waren Ärzte, Lehrer, Absolventen von Elite-Unis. Sie hätten echt ein gutes Leben haben können. Aber sie sind nach Afrika gegangen und haben dem Herrn gedient.“
Nicola und ihre ältere Schwester Tanya sind immer im Doppelpack unterwegs. Über die Geburt ihrer kleinen Schwester Andrea freuen sie sich zunächst eher weniger, da sie sich lieber einen Bruder wünschen. Aber nach und nach wird aus dem Zweierpack ein Dreierpack. Die Sperry-Schwestern besuchen eine christliche amerikanische Schule. Einmal liest ihre Lehrerin das Buch „Spuren im Schnee“ von Patricia St. John vor. Die junge Nicola geht nachdenklich nach Hause. In der Geschichte erleidet die siebenjährige Annette einen harten Schicksalsschlag. „Ich konnte mich gut mit diesem Mädchen identifizieren. Ich habe mich dann in meinem Zimmer neben mein Bett gekniet und das Gebet gesprochen, das Annette in dem Buch spricht“, erzählt Nicola. Und so entscheidet sie sich mit acht Jahren für ein Leben mit Jesus.
Nicola genießt eine strenge, aber zugleich liebevolle Erziehung. Schon als Kind ist sie von der englischen Königsfamilie fasziniert. Eine Faszination, die sie mit ihrer Mutter und Oma väterlicherseits teilt. „Wir waren richtige Royal-Fans. Mein Vater und mein Onkel wurden von der Queen wegen ihres Einsatzes für das Gemeinwohl geehrt“, erzählt Nicola stolz.
Mit zwölf Jahren kommt sie dem Wohnort der Royals sehr nahe, nämlich als sie nach Westonbirt (Westengland) zieht, um dort ein edles Mädcheninternat zu besuchen. Ihre Schwester Tanya lebt schon seit einem Jahr dort. Die hohen Kosten übernimmt die englische Regierung, die ein Interesse daran hat, Mitarbeiter in ehemaligen Kolonien zu beschäftigen und ihnen dafür bestimmte Vergünstigungen gibt.
„England war ein absoluter Schock für mich! Es regnete den ganzen Tag. Meine Schwester und ich mit unserem amerikanischen Akzent waren richtige Exoten zwischen den vornehmen Schülerinnen. Plötzlich mussten wir jeden Tag eine feine Schuluniform mit Krawatte und Strumpfhose tragen und unsere Haare zurückbinden. Der Tag war von morgens bis abends streng durchgetaktet“, erzählt Nicola.
Im ersten Jahr vermisst sie ihr geliebtes Nigeria sehr und weint sich Abend für Abend in den Schlaf. Doch mit der Zeit und kleinen schulischen Erfolgserlebnissen lebt sich die Schülerin ein. Sie entwickelt Ehrgeiz und den Traum von einem Studium an der Elite-Universität Cambridge. Ihr Fleiß und Durchhaltevermögen zahlen sich aus und sie darf an ihrer Traum-Universität Deutsch und Französisch studieren.
Die Christliche Gemeinde Reutlingen hat nicht genügend Geld, um regelmäßig die hohen Gebühren für die Nutzung von Liedern und anderen Materialien für den Gottesdienst zu zahlen. Deshalb schlägt Helmut Vollkommer vor, dass seine Frau selbst Lieder und Musicals schreiben könnte.
„Er meinte, das kriege ich schon hin. Klavier spielen kann ich ja. Und so habe ich Lieder, Theaterstücke und Musicals geschrieben. Ich habe auch eine Weihnachtsgeschichte geschrieben und an Verlage geschickt. Leider gab es nur Abfuhren. Aber eine Mitarbeiterin vom SCM-Verlag antwortete mir, dass meine Geschichte zwar nicht ins Programm passe, sie aber meinen Humor gut findet. Sie fragte, ob ich auch andere Bücher verfassen könnte. Und so habe ich mein erstes Kinderbuch geschrieben. Dann hat sie herausgekriegt, dass ich meine Kindheit in Afrika verbracht habe. Darüber habe ich das Buch ,Unter dem Flammenbaum' geschrieben. Später kamen immer mehr Bücher dazu. Aktuell schreibe ich ein Buch zur Jahreslosung 2023.“
In ihrem Buch „Vom Wunsch, dazuzugehören“ verarbeitet Nicola ihre Erfahrungen, die sie als „Third Culture Kid“ (Drittkulturkind), gemacht hat. „Ich war immer die Ausländerin und stand am Rande. Ich war jedes Mal so dankbar, wenn Leute auf mich zugekommen sind und mich eingeladen haben. Durch Afrika und England habe ich gelernt, selbst auf die unterschiedlichsten Menschen zuzugehen. Ich kann mich blendend mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Bildungsschichten unterhalten. Ich lasse mich da nicht verunsichern. Wir müssen furchtlos sein, wenn wir Gottes Reich bauen. Aber nicht, weil wir so gut sind und es können, sondern weil Gott es kann.“
Seitdem ihre vier Kinder aus dem Haus sind, ist die neunfache Oma viel unterwegs und spricht auf Frauenveranstaltungen. „Ich bin eigentlich kein Bühnenmensch und vorher sehr aufgeregt. Aber es sind so viele Menschen dort, da kann ich kein Theater machen. Es geht ja auch nicht darum, dass ich auf der Bühne gut ankomme. Ich bete ,Herr, nimm du die Situation jetzt in die Hand.' Und dann gebe ich mein Bestes.“ Nach solchen Veranstaltungen fühlt sie sich jedes Mal sehr bereichert. Sie genießt die langen Autofahrten. „Dann höre ich Lobpreismusik, bete laut und weine auch mal. Das Auto ist ein wunderbarer Ort, um ungestört Zeit mit Gott zu verbringen.“
Ein Thema, über das Nicola gern spricht, ist falsche Selbstliebe. Gerade Frauen könnten ihr Herz daran verlieren. „Ich muss mich nicht vor den Spiegel stellen und zehnmal sagen ,Ich bin schön!' Nein, ich bin absolut rettungsbedürftig. Jesus sagt, verleugne dich selbst und nimm mein Kreuz auf dich und folge mir nach – autsch! Aber das ist es. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich verwahrlosen soll. Gott sagt, trachtet zuerst nach dem Reich Gottes. Das zieht sich durch die Bibel. Und darin liegt Befreiung. Ich bin sein Geschäft und nicht meins. Wenn wir das verstehen, können wir echte Heiligung erleben. Wir können uns um andere kümmern, Zeit und Geld investieren. Und das heißt nicht, dass sich das immer gut anfühlt. Manchmal fallen wir müde und kaputt ins Bett. Aber Gott braucht solche Arbeiter auf seinem Feld“, sagt sie.
Die Leistungen der jungen Studentin sind ausgezeichnet. Von einer deutschen Förderorganisation erhält sie ein Stipendium für zwei Semester in Deutschland. „Ich habe mich für Tübingen entschieden, weil ich fand, dass es sehr ähnlich aussieht wie Cambridge.“ Durch die christliche Studentenorganisation „Jugend mit einer Mission“ lernt sie Helmut kennen, einen jungen Mann, der gerade zum Glauben gekommen ist. „Wie er an geistliche Themen rangegangen ist, so ganz ohne Vorprägung, gefiel mir sehr.“ Die beiden verbringen viel Zeit miteinander. „Als 1981 Prinz Charles und Diana geheiratet haben, bot Helmut an, mit mir zusammen die Hochzeit anzuschauen. Und ein Jahr später haben wir selbst geheiratet“, erzählt Nicola lachend.
Das junge Ehepaar besucht kurz darauf eine Bibelschule in England. Mittlerweile sind auch Nicolas Eltern aus Nigeria zurückgekehrt. „Ich dachte, von jetzt an beginnt das normale Leben und wir können uns öfter sehen. Aber meine Mutter ist dann an Krebs erkrankt. Mit nur 56 Jahren verstarb sie. Das war sehr hart. Ich hätte sie gut gebrauchen können. Wir hätten noch so viel Spaß miteinander haben können“, sagt Nicola. Sie versteht nicht, warum Gott ihre Mutter nicht heilt. In all dem Leid stellt sie die Existenz Gottes nie in Frage. „Ich habe mich aber gefragt, ob er gut ist. Ob er mich mag. Aber zurückblickend hat er mir immer geholfen. Das heißt nicht, dass er meine Wünsche erfüllt hat. Ich musste lernen, Gott zu vertrauen, dass alles zum Besten dienen wird. Das ist ein Glaubensschritt, der nichts mit Gefühlen zu tun hat.“
Seit Januar 2021 hat Nicola neben dem Schreiben und Unterrichten noch ein weiteres Herzensprojekt. In ihrem Podcast „Start in den Tag“ gibt sie montags bis freitags in drei Minuten anregende Impulse weiter, um Zuhörer im Glauben zu stärken. „Der Verlag Rigatio ist letztes Jahr auf mich zugekommen. Erst wollte ich nicht, weil ich dachte, das sei zeitlich nicht drin“, erklärt Nicola. „Aber ich habe dann geguckt, was gerade bei den Zuhörern christlicher Podcasts gut ankommt. Auf Platz 1 war der Titel ,Warum das Kreuz unnötig war'. Da dachte ich, jetzt muss ich meinen Hut in den Ring werfen und habe den Podcast gestartet. Ich will den Zuhörern keine Wellness vermitteln, sondern Schwarzbrot. Damit möchte ich sie zurück zum Wort führen, denn das ist unsere einzige Hoffnung.“ Tausende Menschen hören sich Nicolas Folgen über Themen wie „Das Kreuz“ oder „Unerfüllte Wünsche in der Bibel“ an.
In der Gemeinde hat sie nach und nach ihre Aufgaben an Jüngere abgegeben. „Ich bin mittlerweile einfach ein fröhliches Mitglied und stehe meinem Mann beratend und ermutigend zur Seite“, sagt sie. Nächstes Jahr möchte sie ihre Tätigkeit an der Schule weiter reduzieren. Auch ihr Mann gibt langsam immer mehr Verantwortung in der Gemeinde ab. In drei Jahren beginnt für die Vollkommers der Ruhestand. „Ich glaube aber, es wird nicht wirklich ruhiger werden. Ich werde weiter auf Frauenveranstaltungen sprechen, wenn der Herr gnädig ist. Aber ich freue mich schon, dass ich dann viel Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen darf“, sagt Nicola lächelnd.
Erika Weiss arbeitet als Print- und Onlineredakteurin für IDEA in Wetzlar
Quellenangabe: Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift LebensLauf 01/22.