Prioritäten setzen

Durch einen Arbeitstag voller Fehlentscheidungen hat MIRJAM VAN DER VEGT wieder gelernt, wie wichtig es ist, Prioritäten zu setzen, um unsere To-do-Listen gut abarbeiten zu können.

Bild
Mirjam van der Vegt / Foto © Eljee

Neulich hatte ich für drei Stunden einen Babysitter organisiert. Auf meinem Schreibtisch lag eine To-do-Liste und ich hatte mir vorgenommen, sie in dieser Zeit komplett abzuarbeiten. Zuversichtlich fuhr ich den Computer hoch und zündete eine Kerze an als Zeichen dafür, dass ich aufmerksam an die Arbeit gehen wollte. Dann las ich mir meine Liste durch. Sie sah ziemlich realistisch aus. Ganz bewusst hatte ich eine wirklich wichtige und dringende Aufgabe ganz oben auf die Liste geschrieben. Der Rest konnte zur Not noch warten. Mein Tag fing also gut an.

STRESS

Drei Stunden später war ich total im Stress. Die Liste war noch unerledigt, selbst der wichtigste Punkt ganz oben auf der Liste war noch nicht abgehakt, und ich musste wie eine Irre zur Schule rasen, um meine Tochter abzuholen. Auf dem Fahrrad fragte ich mich dann, ob ich die Kerze eigentlich ausgepustet hatte. Da ich nicht ruhig und aufmerksam meine Arbeit beendet hatte, wusste ich es nicht mehr genau. Mich selbst verurteilend fuhr ich zurück nach Hause. Was für eine Niete ich doch war! Ich warf alle Ratschläge aus diesem Buch über Bord und fragte mich, warum die Sache um alles in der Welt so schiefgegangen war. Die Übeltäterin war schnell gefunden – das war ich selbst. Denn ich hatte zu Beginn der Arbeitsphase eine falsche Entscheidung getroffen und damit meinen Fokus komplett verloren. Ich hatte als erstes mein Facebook-Profil und mein Mailprogramm geöffnet und kam zwei Stunden lang nicht davon weg. Alle möglichen Menschen baten und flehten um meine Aufmerksamkeit, und ich wollte unbedingt einen leeren Posteingang haben, bevor ich mit der wirklich wichtigen Aufgabe begann. So viel dazu.

PRIORITÄTEN

Stephen Covey schrieb einen Bestseller über Zeitmanagement, in den mein Beispiel oben perfekt hineinpassen würde. Er entwickelte ein praktisches Schema, das genau aufzeigt, wo es oft hakt.

Bild

Als ich mein Postfach öffnete, ploppten Nachrichten auf, die in diesem Moment nicht wichtig waren, sich aber trotzdem dringend anfühlten. Das hieß für mich: Ich musste sofort reagieren, sonst wäre es zu spät gewesen. Ich widmete ihnen folglich den Großteil meiner Zeit, so wie es die meisten Menschen tun (52 %). Stattdessen hätte ich mich aber auf die wichtige Aufgabe konzentrieren sollen, die ich auf meiner Liste zuvor ja extra priorisiert hatte. Was du aus meinen Fehlern und dem Zeitmanagement nach Covey lernen kannst, ist Folgendes: • Sortiere die Punkte auf deiner To-do-Liste nach Priorität. • Beginne mit Priorität 1: Das sind oft lästige Aufgaben, die deine Aufmerksamkeit brauchen. Sie vor sich herzuschieben, ist verlockend, aber nicht zielführend. Es ist besser, sie zügig zu erledigen, um mehr Zeit für die Aufgaben mit Priorität 2 zu haben. • Nimm dir genügend Zeit für die wichtigsten Prioritäten. • Es ist hilfreich, E-Mails nur zweimal am Tag zu checken und die Mails vor dem Beantworten nach Wichtigkeit zu sortieren. Am Ende des Tages schaust du, welche E-Mails du auch noch am nächsten Tag beantworten kannst. Lass deinen Mailverkehr nicht dein ganzes Arbeitsschema untergraben. • Betrachte eine E-Mail nicht als Nachricht, auf die du sofort reagieren musst, sondern als Aufgabe. Sollte die Antwort weniger als zwei Minuten dauern, kannst du sie sofort schreiben. Verlangt sie mehr Zeit, wird sie zu einem Punkt auf deiner To-do-Liste.

MEHR RUHE

Mit einem besseren Zeitmanagement kann mehr Ruhe in unser Leben einziehen. Wenn ich im Beispiel oben meine Zeit besser geplant und meine Prioritäten richtig gesetzt hätte, wären meine wichtigen Aufgaben nicht liegen geblieben. Ich hätte Zeit gehabt, um die Kerze in aller Ruhe auszupusten und entspannt zur Schule zu fahren. Noch dazu hätte ich das Gefühl genießen können, mit äußerster Konzentration an einer Aufgabe gearbeitet und sie abgeschlossen zu haben. Zum Glück bietet jeder Tag eine neue Chance.

MIRJAM VAN DER VEGT ist Journalistin, Autorin und Rednerin. Als ein Burn-out sie ausbremst, beginnt sie, sich mit dem Thema Stille und Stilleübungen zu beschäftigen. Heute arbeitet sie als Stille-Trainerin mit Einzelpersonen und Gruppen. Mirjam van der Vegt ist verheiratet und hat zwei Kinder. Dieser Artikel ist ein Auszug aus ihrem neuen Buch „Stille dein Herz – Im Frieden Gottes ankommen“   

Feedback geben!