Ein Interview mit Francine Rivers

Erscheint ein neuer Roman von Francine Rivers, kann man sich eigentlich immer sicher sein, dass man diesen auf keinen Fall verpassen sollte. Erfahren Sie mehr in diesem Interview mit der Autorin.

Liebe Francine Rivers, Sie bezeichnen Mein wildes, mutiges Herz als Ihr Pandemiebuch. Können Sie kurz erläutern, was es damit auf sich hat?

Was macht eine Autorin, wenn sie zu Hause festhängt? Schreiben. Und schreiben. Und noch mehr schreiben! Manchmal macht es so viel mehr Spaß, in einer erfundenen Welt zu leben als in der realen. Und während des ersten und der darauffolgenden Lockdowns machte ich genau das. Statt im Weingut und Garten zu arbeiten, bin ich in eine fiktionale Welt eingetaucht.

Was hat Sie dazu veranlasst, die Geschichte erneut an der kalifornischen Grenze zu platzieren? Was an diesem Setting fasziniert Sie?

Ich bin eine gebürtige Kalifornierin und hatte schon immer eine Vorliebe für die Geschichte unseres Staates. Vor allem die Zeit des Gold- und Silberrauschs. Mein wildes, mutiges Herz spielt in den 1870ern während des Silberrauschs. Männer aus aller Welt strömten in den Staat, in der Hoffnung, reich zu werden. Ein paar Frauen kamen auch – manche per Wagenzug, manche per Schiff, manche bereitwillig, andere nicht. Es war eine Zeit des Dramas, Aufschwungs und der Pleiten. Ich denke, das reizt mich am meisten – die Träume, die Leute anlockten, die zermürbende harte Arbeit, die auf sie wartete, die unzähligen Geschichten des Erfolgs und Misserfolgs.

Sie haben mal gesagt, dass Ihren Geschichten oft eine Frage vorausgeht. Welche Frage gab den Startschuss zu dieser Geschichte?

Es gab mehrere Fragen. Wie geht eine Person damit um, von der eigenen Familie verstoßen zu werden? Bestimmen wir unseren Lebensweg selbst oder ist alles vorherbestimmt? Ist eine einzige Person imstande, den Charakter einer Stadt zu verändern? Wie können wir unsere Hand für diejenigen erheben, die in großer Not sind, statt sie von uns zu weisen?

Welche Themen in dieser Geschichte sind noch heute von besonderer Relevanz?

Eines der Themen sind die oft unfairen Arbeitsbedingungen. Während des Silberrauschs war es üblich, dass ein Minenbesitzer im Geld schwamm, während er seine Arbeiter in Schuldknechtschaft hielt. Dies ist auch heutzutage eine weitverbreitete Praxis im Menschenhandel. Wir haben mittlerweile Gesetze, die die Arbeiter schützen, aber zahlreiche Nachrichtenmeldungen berichten immer wieder davon, wie jemand an der Spitze Milliarden kassiert, während Arbeitnehmer mit einem Mindestlohn bezahlt werden. Das Schöne an fiktionalen Geschichten ist, Alternativen aufzuzeigen, wie man ein Unternehmen sonst noch führen kann.
 
Was sollen die Leser mitnehmen, wenn sie in die Gefühlswelt der Charaktere eintauchen?

Lass nicht zu, dass die Ungerechtigkeit des Lebens dich bitter werden lässt. Strebe danach, Gutes zu tun, egal, was die anderen um dich herum tun. Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Steh auf und finde praktische Wege, um den weniger Wohlhabenden zu helfen. Sag die Wahrheit, egal, was es dich kostet. Nimm dich selbst nicht zu ernst. Lache. Genieße das Leben. Halte nicht zu streng an deiner eigenen Meinung fest. Höre zu und lerne von anderen. Und vor allen Dingen, lebe, um Gott zu erfreuen.

Bei welchem der Charaktere in der Geschichte hatten Sie den meisten Spaß und warum?

Kathryn Walsh! Sie hat so einen starken Glauben und macht das, von dem sie glaubt, dass es das Richtige ist. Sie ist keine leise, kleine Dame auf der Kirchenbank. Sie ist hitzig, eigensinnig, ernsthaft, und entschlossen, die Stadt, in der sie lebt, zum Besseren zu verändern (ob es den anderen gefällt oder nicht). Wenn ihr bewusst wird, dass sie mit etwas falsch liegt, ändert sie ihre Denkweise. Wenn sie Recht hat, macht sie um jeden Preis weiter. Sie sucht nach Wegen, um Menschen in der Not zu helfen. Auch wenn sie selbst nicht viele Mittel hat, teilt sie das, was sie hat. Sie verurteilt niemanden (außer Saloon-Besitzer Matthias Beck!), obwohl sie häufig von anderen beurteilt wird (unter anderem von Beck). Und sie besitzt viel Humor.

Da Sie an dieser Geschichte während des Corona-Lockdowns schrieben, war es Ihnen ein Anliegen, ernste Themen mit Humor zu verweben. Sie äußerten mal: „Das Leben ist zu trist geworden, um dem noch mehr Schwere hinzuzufügen. Wir sollten nie das Lachen verlernen, selbst wenn es dunkel um uns herum ist – vielleicht gerade dann umso mehr. Und wir alle sehnen uns nach einer Wendung zum Guten und nach einem Happy End.“ Inwiefern hat dieses Buchprojekt diese Ziele erreicht?

So viel zu schreiben hat mir geholfen, diese Zeit zu überstehen, während ich zu Hause festhing. Es gibt so viele Situationen im Leben, die uns dazu herausfordern, Gott zu vertrauen. Wir alle haben eine Wahl. Über die Dinge, wie sie sind, zu murren und zu knurren. Oder den Blick auf das Gute und die heiteren Momente des Lebens zu richten. Ich entscheide mich für Letzteres.

Was sollen die Leser dieser Geschichte über Gott erfahren?

Kaputte Beziehungen bedeuten nicht gleich ein kaputtes Leben. Lass Liebe der Antrieb dessen sein, was du tust und wie du lebst. Gott kann selbst aus den unfähigsten Leuten weise und begabte Leiter machen. Eine Person kann den Kurs einer Gemeinschaft verändern. Gott kann aus Trümmern etwas Wunderschönes formen.


Das Original-Interview führte Christine McParland für Tyndale. Es erschien auf www.tyndale.com (The Arc). Dies ist ein Auszug daraus. Die deutsche Übersetzung darf nicht ohne vorherige Absprache an anderer Stelle veröffentlicht werden.

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Francine Rivers

Mein wildes, mutiges Herz

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