Ich war eine gemütliche Minimalistin, kurz eine GeMi.
Allein schon das Zusammenbringen der Wörter gemütlich und minimalistisch fühlte sich wie eine große Errungenschaft an. Jahrelang hatte ich einen Hauch von Schuldgefühlen gehabt, weil ich glaubte, dass ich nicht minimalistisch genug und meine Art zu kompliziert sei. Am liebsten hätte ich die berühmte Ordnungsberaterin Marie Kondo engagiert, damit sie mir überall hin folgt und mir sanft aufs Handgelenkt klopft, wenn ich überlege, was ich als Nächstes tun soll. Doch gleichzeitig machte ich mir auch Sorgen, dass unser Zuhause vielleicht nicht einladend, warm oder gemütlich genug war. Ich hatte immer das Gefühl, mich für eine Seite entscheiden zu müssen. Doch das Problem war, dass ich den Wert beider Seiten sah. Gibt es in der Designwelt Raum für jemanden wie mich?
Ich will in einer Welt leben, wo es Raum für Überfluss gibt. Wo bedeutungsvolle Sammlungen bewundert, geliebt und über Generationen hinweg weitergegeben werden; wo Partys mit Unmengen an Vorspeisen sowie Servierplatten voller Obst und Käse gefeiert werden; wo es mehr als genug Raum für mich gibt, um eine Sitzgelegenheit zu finden und es mir bequem zu machen, und wo ich meinen Überfluss wiederum mit anderen teilen kann.
Doch ich liebe auch die Einladung, die eine aufgeräumte Oberfläche bietet, die Freiheit, nicht an jede Wand etwas hängen zu müssen, nur weil sie leer ist, die Disziplin, zu wissen, wann ich aufhören muss, und die Realität, dass es mein Leben so viel einfacher macht, mit weniger zu leben. Ich wollte alle Ablenkungen eliminieren, damit ich wirklich sehen und letzten Endes wirklich leben kann.
Ich brauchte sowohl das Gemütliche als auch das Minimale in meinem Zuhause, so wie ich es in den Häusern und Leben der Menschen sah, die ich am meisten bewunderte. Als ich endlich erkannte, dass ich in gemütlicher Weise minimalistisch und in minimalistischer Weise gemütlich sein wollte, war ich in der Lage, echte Designentscheidungen zu treffen.
Ich bin ein Bündel von Gegensätzen und das ist in Ordnung für mich. Ich bin sowohl schlau als auch dumm, dass ich dieses Haus gekauft habe. Ich will sowohl eine ausgefüllte als auch eine reduzierte Existenz. Ich dachte immer, dass mich das zu einer Verrückten macht; aber jetzt weiß ich, dass es mich einfach nur menschlich macht. Ich will gerade genug Möbel und Schönheit in meinem Zuhause haben, um meinen Leuten zu dienen und den Stil zu schaffen, den ich haben möchte, ohne mich mit Zeug zu überladen, um das ich mich als Teilzeitjob kümmern muss. Ich will wissen, worauf ich mein begrenztes Budget konzentrieren soll, damit es möglichst viel dazu beiträgt, die Art von Zuhause zu schaffen, die ich meiner Familie und meinen Freunden bieten will, ohne jede Ecke und jeden Winkel zu füllen, nur weil dort Platz ist. Ich will das Selbstvertrauen haben, „genug“ zu sagen – egal, was die Trends und Verkäufer mir erzählen. Auch wenn ich ein schönes Zuhause und fertige Zimmer liebe, gibt es andere Dinge, in die ich meine Zeit und mein Geld investieren möchte. Ich will das Gefühl haben, dass mein Zuhause beinahe fertig ist – wahrscheinlich nicht ganz fertig, aber fertig genug –, sodass ich die Freiheit habe, mich von meiner Sammlung von Krimskrams zu trennen, die ich für „irgendwann mal“ aufbewahrt habe.
Vielleicht fühlen Sie sich von dem Gedanken angezogen, mehr Stil und weniger Kram zu haben. Sie könnten eine gemütliche Minimalistin sein, ohne es zu wissen.