Artikelinformationen
Artikelbeschreibung
"Man hat uns alles genommen" , hört Andrea Wegener bei ihrem Hilfseinsatz im Irak 2014 immer wieder. "Erzählt unsere Geschichten weiter. Vergesst uns nicht!" Die Mitarbeiterin des Katastrophenteams von GAiN (Global Aid Network) ist im Land, als der IS den Christen in Mossul ein Ultimatum stellt und sie Hals über Kopf die Stadt verlassen müssen. Viele flüchten sich nach Erbil, einige sogar in die Wohnung, in der auch Andrea Wegener und ihre Kollegen untergebracht sind. Die Katastrophenhelferin erlebt hautnah mit, wie sich die Lage der Flüchtlinge mit der Ausbreitung des IS und der Vertreibung Zehntausender Christen und anderer Minderheiten von Tag zu Tag verschärft. Sie ist vielen der Verfolgten begegnet, zuletzt im Herbst 2015, und hat ihre Geschichten aufgeschrieben. Diese nehmen uns unmittelbar mit hinein in das Erleben von Terror, Vertreibung und Flucht, aber auch Gottvertrauen, das die Christen im Nordirak nicht erst seit dem Vordringen des IS prägt.
Mit einem Vorwort von Emanuel Youkhana, Archimandrit der Assyrischen Kirche des Ostens und Direktor der einheimischen Hilfsorganisation CAPNI, und einem Nachwort von Klaus Dewald, Direktor von GAiN e.V. in Gießen.
Zusatzinformationen
- ISBN: 9783868275636
- Auflage: 08.03.2016
- Seitenzahl: 160 S.
- Maße: 13,5 x 20,5 x 1,4 cm
- Gewicht: 308g
- Sachgebiet: Erlebnisberichte
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Mit 16-seitigem, vierfarbigem Bildteil
Beteiligte Personen
Bewertungen
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„N“ für Nasrani, Christen
"Ihr seid dagewesen und ihr seid wiedergekommen. Das bedeutet uns viel. Sag das auch den Leuten in deinem Land. Es bedeutet uns sehr viel zu sehen, dass wir nicht vergessen sind!“
„Entkommen aus dem Netz des Jägers“ – der Buchtitel wurde in Anlehnung an Psalm 124 gewählt, in welchem David Gott als Helfer in der Not anruft. Gleich zu Beginn des Buches wird dem Leser ein Einblick in die Situation der Christen im Irak gewährt und man erfährt über die aktuellen Ereignisse und deren Hintergründe. Vater Emanuel Youkhana, der Gründer der einheimischen Hilfsorganisation CAPNI, erzählt beginnend vom Völkermord der Osmanen im Jahre 1915, über das Massaker im irakischen Staat 1933 bis hin zur aktuellen Bedrohung durch den IS. Es werden Fakten über die Situation der Menschen im Irak in Form von Schicksalsberichten Betroffener oder Tagebucheinträgen der der Helfer präsentiert.
Die Autorin Andrea Wegener arbeitet seit 2007 bei „Campus für Christus“ und ist auch bei Auslandseinsätzen dabei. In diesem Buch hat sie eine Menge persönlicher Erfahrungen eingebracht und eng mit „GAiN (Global Aid Network)“ zusammen gearbeitet. Die humanitäre Arbeit, den Flüchtlingen materiell, seelsorgerlich und geistlich beistehen zu können, ist ein großes Anliegen beider Hilfsorganisationen.
Es wird vom Islam und der Scharia in ihrer extremen Ausrichtung in Form des IS berichtet, eine Schreckensherrschaft, die es zu bekämpfen gilt. Es folgen Berichte von der Entführung von Menschen, um Lösegeld zu erpressen, vom plötzlichen Verschwinden von Kindern, und der Todesangst seines Glaubens wegen. Viele von ihnen wünschen sich nur eines: im Irak mit allen Religionen in Frieden zusammen zu leben. Für viele traumatisierte Flüchtlinge ist der einzige Weg aus ihrem Leid heraus der Weg nach Europa.
Im vorliegenden Buch kommen verschiedene Menschen zu Wort – meist Christen, vereinzelt auch Muslime und Jesiden, die von ihren Erlebnissen berichten. Ein Mann, der mit seiner Familie mit knapper Not dem IS entkam, ist der Meinung, „dass Gott wie eine Kerze ist, die Wärme und Licht bereitet, der IS jedoch nur Dunkelheit und Angst.“ Die Autorin bezeichnet die Geschichten im Buch daher auch als „Rettungsgeschichte“, weil man ihrer Meinung nach Gottes Liebe und Bewahrung darin erkennen kann.
Andrea Wegener beschreibt die Not und das Elend der Christen, die aus ihren Häusern und aus ihrer Heimat vertrieben wurden und unter drastischen Umständen als Flüchtlinge leben müssen, zum Teil auch hoch intelligente Menschen, die zur Elite des Landes gehört hatten und nun zu Bettlern und Hilfesuchenden wurden. Sie berichtet aber auch vom großartigen Einsatz verschiedener Helfer angesichts der Gewalt, der Willkür und des wahnsinnigen Wütens und Mordens des IS. Die Helfer leisten oft Unmenschliches und viele von ihnen sind zudem bereits mehrmals dem Tode entronnen. Sie führt die Beweggründe für den ehrenamtlichen Einsatz im Irak an und schreibt unumwunden, dass es für sie in ihrer Nachfolge des gekreuzigten Christus in Ordnung ist, beim Einsatz für einen Bruder das Leben zu riskieren. Sie erwartet dafür keine Bewunderung, möchte sich dafür aber auch nicht rechtfertigen müssen. Die Autorin ist der Ansicht, dass der christliche Glaube und das Evangelium in Regionen, in denen Gewalt, Hass und Mord herrschen, eine völlig neue Dimension bekommt und dass „dieses Leben und alles, was wir haben und ja auch genießen dürfen, endlich und nur vorläufig“ ist. Andrea Wegener möchte ihr Leben an dem ausrichten, was wirklich zählt.
Einige Passagen dieses Buches haben mich ganz besonders berührt, einige zum Nachdenken gebracht, einige machten mir Angst:
Einem Mann namens Kemal war es sehr wichtig, dass seine Worte weitergegeben wurden, die lauten: „Ihr liegt uns am Herzen, und deswegen sage ich es so deutlich, wie ich kann: Nehmt euch vor dem Islam in Acht. Ich sage euch das als Christ, der jahrelang von Muslimen umgeben gelebt hat: Der Islam ist nicht das, als was er sich bei euch darstellt. Er ist eine Gefahr für euer Land und für Europa. Der IS zeigt das wahre Gesicht des Islam, und wenn es nach denen ginge, würden sie euch genauso erobern wie uns. Wenn ein normaler Muslim zu einem radikalen Muslim wird, verändert er sich. Da ist keine Liebe mehr, nur noch Hass und Zerstörung. Eure Kirchen sind zu schwach, euer Glaube hat kein festes Fundament mehr und ihr seid viel zu gleichgültig: ihr erzählt den Muslimen nicht von Jesus, obwohl ihr die Freiheit hättet. Und ihr setzt dem Islam nicht entgegen. Wer weiß, vielleicht passiert euch in zehn oder zwanzig Jahren, was uns in diesem Jahr passiert ist. Ich wünsche es euch nicht.“
Dem entgegen heißt es an einer anderen Stelle: „Die meisten Muslime sind einfach nur Menschen; sie nehmen ihre Religion nicht besonders wichtig und wollen nur eins: in Frieden leben. Das Leben ist wirklich nicht mehr einfach in Mossul, auch nicht für Muslime.“
„Wo ihr gleichzeitig viele Muslime aufnehmt, achtet darauf, dass sich die Probleme und die Gewalt, die wir hier hatten, nicht bei euch fortsetzen! Und gebt den Flüchtlingen nicht nur, was sie materiell brauchen, sondern habt ihr ganzes Wohl im Blick!“
Nach Beendigung der Lektüre dieser sachlich vorgebrachten, und dennoch zutiefst erschütternden Berichte verspürte ich als Leser tiefe Dankbarkeit für das Privileg, in einem freien Land leben zu dürfen, den christlichen Glauben frei und offen leben zu dürfen, Zugang zu ausreichend Nahrung und Grundversorgung zu haben und in Anbetracht der Umstände im Irak wirklich im Luxus zu leben.
„Entkommen aus dem Netz des Jägers“ ist ein Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte. Durch die im Inhalt dargelegten Fakten öffnet es die Augen für das Leben der verfolgten Menschen im Irak und verändert vielleicht auch ein klein wenig die Sicht auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik, in dem es uns dazu anregt, vermehrt die Einzelschicksale hinter den Vertriebenen zu sehen. -
Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit
"Wenn der Herr nicht für uns gewesen wäre, als die Völker sich gegen uns erhoben, dann hätten sie uns lebendig verschlungen, so groß war ihr Hass auf uns. ... Wir sind entkommen wie ein Vogel aus dem Netz des Jägers." Aus Psalm 124 (Hfa).
Wenn Psalmen Realität werden, dann kann das himmelhochjauchzend sein oder eine abgrundtiefe Verzweiflung bedeuten. Die Menschen, die im Irak vor dem Terrorregime flüchten mussten, haben vor allem Letzteres erlebt. Manche wurden erbarmungslos abgeschlachtet, viele haben alles verloren, Millionäre hausen nun in Zelten mit Temperaturen von über 50 °C oder frieren im Winter. Noch schlimmer ist es, wenn der Sohn, die Tochter, die Eltern umgekommen sind oder schreckliche Qualen erleiden müssen. Alles scheint so hoffnungslos.
Gain setzt sich an vielen Stellen auf der Erde für Menschen in Not ein, auch im Norden des Irak. Die Arbeit erscheint wie ein Tropfen auf den heißen Stein, es sind so viele, so viele Flüchtlinge. "Es tut mir leid, dass wir euch heute nicht mehr helfen können", sagt die Autorin zu einer Familie. "Nein", schüttelt einer der Männer den Kopf. "Ihr seid dagewesen und ihr seid wiedergekommen. Das bedeutet uns viel. Sag das auch den Leuten in deinem Land: Es bedeutet uns sehr viel zu sehen, dass wir nicht vergessen sind."
Vergessen, das ist vielleicht das Schlimmste. In den Schlagzeilen nicht mehr wichtig zu sein, obwohl das Grauen kein Ende hat. Helfende Hände zeigen, dass es nicht so ist, sorgen für das Allernötigste, für ein Stückchen Normalität, ein erstes Dach über dem Kopf, eine Mahlzeit ...
In diesem Buch sind zum einen die Reisetagebücher von Andrea Wegener abgedruckt, die ihre "Irak-Notizen" bei drei längeren Aufenthalten schrieb. Dazwischen kommen auch immer wieder andere Mitarbeiter zu Wort. Besonders wertvoll sind auch die längeren Erzählungen von einheimischen Mitarbeitern, die geblieben oder zurückgekommen sind, obwohl sie alles verloren haben und ihr Leben bedroht wurde.
Im Buch finden sich viele wichtige Hintergrundinfos, in der Mitte sind farbige Fotos, am Anfang eine Karte des Irak, am Ende eine Zeitübersicht.
Äußerst langatmig geschrieben fand ich den Einstieg ins Thema, das Interview mit einem Leiter der Assyrischen Kirche des Ostens und eines Hilfswerks. Hier hätte Kürze gutgetan.
Das Buch "Entkommen aus dem Netz des Jägers" erzählt in bewegenden Einzelschicksalen vom Leben der verfolgten Christen im Irak. Doch es bleibt nicht dabei stehen, sondern macht Mut, denjenigen, die es nach Deutschland geschafft haben, mit Liebe zu begegnen und sich dort einzusetzen, wo es den eigenen Möglichkeiten entspricht. -
Wie geht es Flüchtlingen wirklich?
Flüchtlinge sind seit letztem Jahr DAS Thema in Deutschland. Es gibt viele Gegner, viele Spekulationen und Vorurteile. Doch woher kommen viele der Flüchtlinge und warum sind sie geflohen? Sind sie wirklich alle nur darauf aus, Geld zu bekommen ohne was dafür tun zu müssen? Andrea Wegener ist 2014 und 2015 mit dem Katastrophenteam von GaiN (Global Aid Network) im Irak unterwegs um denen zu helfen, die mit nichts als ihrer Kleidung geflohen sind vor dem Islamischen Staat (IS). Dabei geht es in dem Buch vor allem um Christen im Irak, dennoch ist die Situation in Syrien ähnlich.
Wir lesen von Menschen, die auf der Straße schlafen, die Meilenweit laufen um dem IS zu entkommen und die alles hinter sich lassen mussten um ihr Leben zu retten und das ihrer Familien. Trotz all des Terrors den sie erlebt haben, halten sie fest an ihrem Glauben an Gott, nicht einer wollte in den Islam konvertieren, nicht mal diejenigen, die vorher ihren Glauben weniger ernst genommen hatten. Der IS hatte 3 Bedingungen: Entweder die Stadt verlassen, konvertieren oder sterben. Ein Satz,der mir besonders hängen geblieben ist: „Ich sage euch das als Christ, der jahrelang von Muslimen umgeben gelebt hat: Der Islam ist nicht das, als was er sich bei euch darstellt. Er ist eine Gefahr für euer Land und für Europa. Der IS zeigt das wahre Gesicht des Islam, und wenn es nach denen ginge, würden sie euch genauso erobern wie uns." (S. 104). Dabei geht es nicht um die einzelnen Muslime, sondern um den Glauben an sich. Viele Kritiker würden jetzt aufschreien, aber das sagt einer, der mehrmals flüchten musste und immer noch bedroht wird.
Das Buch ist eine Mischung aus Tagebucheinträgen und aufgeschriebenen Erlebnissen von Flüchtlingen. Um dem ganzen ein Gesicht zu geben und sich vieles genauer vorstellen zu können, gibt es im Mittelteil viele Bilder von den Camps und provisorischen Lagern der Menschen. Manche Begriffe und Infos zu Städten und Ländern werden in Kästen erklärt, wer sich dort nicht so gut auskennt. Das fand ich sehr hilfreich.
Obwohl in einigen Rezensionen bemängelt wurde, dass die Autorin zu unemotional schreibt, kamen mir an einigen Stellen die Tränen. Ich finde ihre Art zu schreiben genau richtig für so einen Bericht. Große Emotionen wären hier fehl am Platz, es geht nicht um das Befinden der Autorin sondern um die Flüchtlinge.
Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt und das ein oder andere Vorurteil gerade gerückt. Jeder Christ sollte dieses Buch lesen und sich eine eigene Meinung bilden und schauen wo er selbst helfen kann – wir mit unseren warmen Häusern im Winter und Klimaanlagen im Sommer, die nicht wissen wie es sich in einem Camp anfühlt bei 59 Grad im Schatten und 89 Grad in der Sonne, die jeden Tag viel zu viel zu essen haben und rumjammern, wenn wir von dem vielen was wir haben einen kleinen Teil abgeben soll. Wir wissen nicht, wie lange wir noch in Frieden leben können. Deshalb sollten wir jetzt denen helfen, die nichts haben.
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