Artikelbeschreibung

Nach der Flut von Ratschlägen für Aufstieg und Erfolg die den Bücher- und Seminarmarkt überschwemmten, verdient das Buch von Czwalina und Walker besondere Aufmerksamkeit. Wo liegen die Grenzen des Karriere- und Erfolgsstrebens? Die Quintessenz des Buches ergibt sich schon aus dem Titel: Die Grenze ist dann gegeben, wenn der Sinn verlorengegangen ist. Warum leben und arbeiten wir? Und: Ist Karriere ein Mittel zum Zweck oder das Ziel schlechthin?

Die beiden Autoren schöpfen aus einer reichen Praxis. Czwalina, von Beruf Theologe und Seelsorger, berät seit einigen Jahren Führungskräfte in der Wirtschaft. Walker, selbst im Bankgeschäft tätig, kennt die Probleme aus der eigenen betrieblichen Praxis. Die Notwendigkeit, seine Fähigkeiten voll einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Doch dieses immer mit der Suche nach Erfolg verbundene Streben, darf nicht das Fundament zerstören, auf dem die Leistungsfähigkeit aufgebaut ist. Das ist die Kernaussage des Buches.

Die Familie ist ein solches Fundament. Es wird deutlich, dass die Familie nicht eine andere "Daseinsstufe" zur Arbeitswelt ist, sondern eine höhere, weil sie die Grundlage und die Voraussetzung des erfolgreichen Arbeitens bildet. Mit zahlreichen praktischen Beispielen, die sich aus hunderten von Beratungsgesprächen ergeben haben, werden Wege aber auch Sackgassen aufgezeigt, um das vermeintliche Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf zu lösen.

Nicht anders verhält es sich mit einem zweiten Bereich: Dem Charakter. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen die Bedeutung des Charakters von Führungskräften auf, der häufig zugunsten des Beherrschens bestimmter Führungstechniken in den Hintergrund geraten ist. Die Führungstechniken dominieren immer dann, wenn wir nicht zu Ende denken. Wenn wir aber das heutige Umfeld mit dem sich beschleunigenden Wandel sehen, dann muss es eine Konstante im Umgang mit den Menschen geben - den Charakter. Doch der bleibt häufig auf der Strecke, nicht zuletzt, weil Macht als Mittel des Erfolges auch die Gefahr des Missbrauchs mit einschließt. Aber auch in diesem Kapitel "Karriere und Charakter" werden die Autoren sehr konkret: Sie zeigen die Umsetzung im betrieblichen Umfeld auf. Sie bleiben nicht bei Checklisten hängen, sondern führen den Leser auf die Kernfrage seines Lebens hin: Sind die Siege, die errungen werden, vielleicht Pyrrhussiege? Und es schließen sich die Fragen eines Brückenbauers an: Hält das, trägt das, bleibt das?

Damit leiten die Autoren auch zum Schlusskapitel: "Die Sinnkrise als Herausforderung an den modernen Manager" über. Ein Thema, das Menschen aller Schichten und Berufszweige in zunehmendem Maß beschäftigt. Was wissen wir über den Sinn des eigenen Lebens (Vàclav Havel), wozu haben wir gelebt? Die Lösung verblüfft und ist naheliegend zugleich: Der Sinn ist nicht durch Leistung, sondern durch Geborgenheit oder durch das Gefühl der Heimat zu finden. In diesem Kapitel wird deutlich, wo die Autoren stehen.

Alles in allem ein, trotz seiner leichten Lesbarkeit, sehr nachdenklich stimmendes Buch. In herkömmlichem Sinne ist es kein Managementbuch. Vielmehr zeigt es am Berufsfeld des Managers zentrale Lebensfragen auf. Wer auf der Suche danach ist, sollte an diesem Buch nicht vorbeigehen.