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  Von: "Martin Schramm" Aus: "Aufatmen"

  Man stelle sich eine Szene in einer fernen himmlischen Zukunft vor. In der britischen Ecke der Ewigkeit sitzen drei Herren auf einer Bank: Mr. Bean (mein Urbild des britischen Humors), Oswald Chambers (vom Glaubensernst durchdrungen) und in der Mitte Adrian Plass, der den beiden von seinen Begegnungen mit Jesus im Markusevangelium vorliest. Mit irgendwas muss man sich die Zeit ja vertreiben ...
  Mr. Bean spricht wie immer kein Wort, aber an seinem Mienenspiel erkennt man, das er zumindest teilweise ausgesprochen "amused" ist. Auch Oswald Chambers ist eher schweigsam. Erst als Adrian Plass die Lesung beendet hat, klopft er ihm auf die Schulter: "Mein Bruder, auch du hast dein Äußerstes für sein Höchstes gegeben."
  So ist es wohl. Adrian Plass versucht immer wieder die Brücke zwischen seiner erkennbaren Lebensfreude und seinen geistlichen Erfahrungen zu schlagen. Das gelingt mal mehr und mal weniger. In seinem Buch über das Markusevangelium ist es ihm sehr gut gelungen. Abschnitt für Abschnitt geht er durch das ganze Evangelium und - wen wundert es? - er hat überall etwas zu sagen.
  Er gibt Antwort auf die zentralen Fragen des Alltags. Wie kann man - unter Wahrung der missionarischen Gesinnung - die Nachbarskatze davon abhalten, den eigenen Garten als Katzenklo zu missbrauchen? Er zeigt überraschende Zusammenhänge auf. So weiß ich jetzt, was den blinden Bartimäus mit Margaret Thatcher und Lilys Pyjama verbindet. Er drängt uns keine Antworten auf, wenn er selber noch Fragen hat. Schonungslos reiht er fünfzehn Fragen aneinander, die ihm im Blick auf Judas unter den Nägeln brennen.
  Er schreibt mit atemberaubender Intensität von seinen Empfindungen nach dem 11. September. Über Glaubensfundamente, die durch die Katastrophe ins Wanken geraten und über die verzweifelte Suche nach Gott in den staubigen Trümmern. Er lebt in den Begegnungen, die das Markusevangelium schildert und nimmt seine Leser wie bei einem Spaziergang mit hinein in das Geschehen. Er lebt seine Leidenschaft für Jesus voll aus - und das wirkt ansteckend.
  Bei all dem zieht Adrian Plass alle Register seiner literarischen Möglichkeiten: nette Erzählungen, Briefe, kurze Dialoge und sogar mit lyrischen Anflügen wird der Leser verwöhnt. Man freut sich an rasanten Formulierungen, an zärtlichen Beschreibungen ohne davor sicher zu sein, im nächsten Abschnitt mit einer knackigen Fragen provoziert zu werden. Dieses Begegnungsbuch steckt voller Überraschungen. Insgesamt ist es ein gelungener Versuch, die oft recht trockene Palette der Bibelkommentare um ein buntes lebendiges Werk zu erweitern.